Für die 300km von Palermo nach Taormina benötigten wir 4 Stunden mit dem Zug. Wir entscheiden uns für die eindrucksvolle Fahrt durch das Inland Siziliens. Auf der eingleisigen Strecke gondeln wir durch das unbekanntere Hinterland. Saftige grüne Hügel säumen diese Etappe. In Catania steigen wir um nach Taormina. Immer wieder zeigt sich uns der Ätna am Firmament und wir genießen die Ausblicke.
Taormina
Angekommen in Taormina Giardina, finden wir uns in einem wirklich entzückenden, kleinen Bahnhofsgebäude wieder. Der meistbesuchte Ferienort Siziliens liegt auf einem Sporn der Peloritani Berge hoch über dem Meer, so ist es vernünftig, mit dem regelmäßig verkehrenden Linienbus, nach oben zu fahren. Die einfache Fahrt kostet ca. 2 Euro. Um unseren Übernachtungsplatz zu erreichen, liegt aber auch vom Busbahnhof aus noch einiges an Wegstrecke vor uns. Mit unserem Gepäck durchqueren wir quasi ganz Taormina und steigen über unzählige Treppenstufen zu unserer Unterkunft B&B Morfeo auf. Eigentlich wäre es ein schöner Spaziergang, wäre da nicht unser schweres Gepäck, gepaart mit der eigentlich so schönen Sonnenhitze.
Von Taormina hat man von fast überall eine tolle Aussicht auf die Stadt und den Ätna.
Als wir mit feuerrotem Gesicht oben ankamen, wurden wir sehr herzlich empfangen und sofort mit Wasser und Cola gekühlt und mit Espresso und hausgemachtem Kuchen besänftigt. Wir bekamen ein kostenloses Upgrade in das Zimmer mit dem besten Ätna Blick. Da wir außerhalb der Saison kamen, waren wir an diesem Tag die einzigen Gäste. Der Inhaber zeigte uns noch die Dach Terrasse, von der aus man einen ausgezeichneten Blick auf den Vulkan hat. Überall auf dem Boden war noch Vulkanasche vom letzten Ausbruch zu finden. Auch wenige Tage vor unserer Ankunft soll der mächtige Vulkan rumort haben.
Ausblick von der Terrasse vom B&B Morfeo
Antonio unser netter Gastgeber versorgte uns mit Karten, Informationen und Restaurant Tipps. Diese erwiesen sich als sehr hilfreich. Denn wenn man sich ein wenig mit italienischem Essen und deren Preise auskennt, wird man hier nicht fündig. Wir liefen uns die Füße platt, bei dem Versuch, ein wirklich authentisches Restaurant mit wenigstens moderaten Preisen zu finden. Das könnt ihr euch hier sparen, denn es ist zwecklos.
Trattoria Don Ciccio in Taormina – Dieses Restaurant liegt ein paar Schritte abseits der großen Fußgängerzone. Nach dem uns Antonio hoch und heilig versprochen hatte, dass es seiner Meinung nach das beste Lokal der Stadt ist, haben wir unser Glück versucht. Am Tag zuvor hatten wir uns aus Protest mit Oliven, Parma Schinken und Weißbrot aus dem Supermarkt versorgt. Wie auch immer, in der Trattoria Don Ciccio angekommen, stellten wir fest, dass es sich durchaus um ein gehobeneres Restaurant handelte. Wir erhielten einen ausgezeichneten Service. Die Nudeln waren hausgemacht und wirklich von großer Qualität. Wir bestellten handegmachte Macceroni alla Panna. Als Aperitif gab es einen kleinen Prosecco aufs Haus.
Der Kern der Stadt Taormina ist umgeben von Villen und Hotels aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das mittelalterliche Stadtbild säumt die Seiten der Einkaufsstraße Corso Umberto, zwischen den Stadttoren Porta Messina und Porta Catania. Zinngekrönte Paläste, schöne Gassen und kleine Plätze sind durch Treppenwege verbunden. Ein zentraler Punkt ist die Piazza IX Aprile. Hier versammeln sich die Touristen und erfreuen sich an der spektakulären Aussicht auf den Ätna. Oft mit etwas Rauch, mal mit Schnee überzuckert, oder Feuer spuckend. Mama Ätna hat ein wankendes Gemüt und scheut sich nicht das zu zeigen. Wir flanieren zwischen den Boutiquen und Souvenirläden und gönnen uns eine Canollo. Das sind frittierte Teigrollen mit einer cremigen, süßen Füllung aus Ricotta. Diese Füllung kann Vanille, Kakao, Schokoladenstückchen oder kandierte Früchte enthalten. Ein typisch sizilianisches Dessert.
Überall gibt es schöne Gassen mit Cafes und Strassenkünstlern.
Hier ist es zwar sehr touristisch, aber der Monat Mai ist noch nicht so sehr überlaufen wie die Sommermonate.
Die Kirche San Giuseppe.
Ein Popcorn Strassenladen vor der Santa Caterina Kirche
In den Gassen ist viel geboten aber die Preise haben sich an die Touristen angepasst.
In jedem Eckchen findet sich ein Cafe oder Restaurant
Hier nochmal die Aussichtsterrasse mit herrlichem Panorama
Hm, ein Canollo. Das war lecker aber macht leider dick.
Wunderschöne Aussicht nach dem Sonnenuntergang von einem kleinen Park am westlichen Ende der Stadt.
Piazza Duomo
Und hier das Rathaus von Taormina im früh morgendlichen Licht
Eins der vielen Tore in die Altstadt
Früh morgens an der Aussichtsterrasse, menschenleer und ruhig
Herrlicher Ausblick auf die Küste in Nordrichtung auf dem Weg zum Busbahnhof
Der Bus fährt auf einer spektakulären Strasse runter zum Bahnhof
Auf den Ätna
Der Ätna ist der aktivste und mit ca. 3323 Meter über dem Meeresspiegel auch der höchste Vulkan Europas. Zu Recht ist er als Unesco Weltnaturerbe ausgezeichnet. Unterwegs waren wir mit dem Anbieter Etna Tribe auf der „Nature & Flavours“ Tour. Wir werden vom Bahnhof in Catania abgeholt und zusammen mit anderen Touristen aus Polen und Rumänien auf den Vulkan gefahren. Es ist ein sehr windiger und dadurch kalter Tag und Wir stärken uns erst mal in der Schutzhütte Refugio Sapenzia mit Kaffee und Gebäck.
Erdbeere Verkäufer am Bahnhof von Catania
Unser Guide Giulia von Etna Tribe Tours
Danach wagen wir uns hinaus in die unwirkliche Kraterlandschaft. Mama Ätna war sehr wütend und wehte uns den Wind um die Ohren. Wir marschieren in Richtung Silvestri Krater. Was an einem sonnigen Tag vermutlich ein leichter Spaziergang ist, wird für uns zum reinsten Abenteuer. Wir wanderten einmal um den riesigen, erloschenen Krater herum. Dort oben gibt es keinerlei Windschutz. Bei starken Böen, mussten wir in die Hocke gehen, um nicht heruntergeweht zu werden. Der Wind wurde etwas leichter und wir gingen so schnell wie möglich weiter bis die nächste heftige Böe uns auf den Boden zwang. Bei dem ganzen Adrenalin merkten wir von der Anstrengung an sich gar nichts mehr.
Beim letzten grossen Ausbruch 2003 wurde dieses Haus zerstört und unter den Lavamassen begraben
Giulia gab sich viel Mühe um uns alles genau zu erklären
Oben bei den kleineren Krater
Ein erloschener Krater
Die Aussicht von kleinen Krater war nicht weniger spektakulär
Einer der vielen Busse die noch die letzte Strecke bis ganz an den Gipfel fahren. Der Preis lag ca. bei 50-80 Euro.
Wieder unten wanderten wir auf dem Naturlehrpfad weiter und lernten allerlei interessantes über das Gebiet Vulkangebiet und haben einen herrlichen Ausblick auf das Hochtal Valle de Bove. Auf unserem Plan stand auch ein Höhlenbesuch. Voll ausgestattet mit Helm und Lampe ging es los. Die Höhle wurde durch immer weiterfliessende Lavaströme erschaffen. An den Innenseiten kann man die einstigen Bewegungen der kräftigen Masse erkennen. Bei unserer Inspektion in der Dunkelheit stießen wir auch auf eine schlafende Fledermaus.
Eine kleine Fledermaus die wir entdeckt hatten
Giulia prüft woher der Luftzug kommt
Der Eingang in die Höhle
Nach all dieser Aufregung und Erschöpfung kommt uns der Besuch auf einer Biofarm in dem kleinen Ort Zafferana gerade Recht. Hier sind wir nämlich zu einer Verkostung eingeladen worden. Zur Auswahl stehen unzählige Honigsorten mit Allerlei gesunder Wirkungen, Olivenöle, verschiedene Weine und selbst gebraute Limoncello Sorten. Auch Oliven, Pesto und Kekse möchten von uns probiert werden. Begeistert von Angebot und Geschmack und aufgelockert von den Spirituosen decken wir uns mit ein paar kleinen Souvenirs für zu Hause ein.
Einer der Bienenstöcke mit den fleissigen Arbeiterbienen
Hier gibt es viele verschiedene Honig Sorten und vieles weiteres zu kaufen – www.orodetna.it
Dann gings auch schon wieder weiter mit dem Zug an der Küste entlang. Bari war unser nächstes Ziel, dort wartete unsere Fähre nach Griechenland. Aber dazu erzählen wir euch im nächsten Bericht.
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