…und warum das keine so gute Idee war. Jetzt wird es abenteuerlich. Wir hätten nie damit gerechnet, dass wir in den letzten Tagen unserer Interrail Reise noch so viel erleben würden. Diesen Abschnitt hatten wir im Geiste eigentlich schon unter der Rubrik „schnelle Heimreise“ verbucht. Doch es kam ganz anders.
Von Thessaloniki nach Mazedonien
Die letzte Zugfahrt sollte von Thessaloniki über Budapest und Wien zurück in unsere Heimat nach Bayern verlaufen. Zu unserem Reisezeitpunkt war die Bahnstrecke von Griechenland nach Mazedonien aber gesperrt. Die Bahngleise verlaufen durch den Grenzort Idomeni, der, wie die meisten aus der Weltpresse kennen, von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten blockiert wurde. Es gab nicht viele Alternativen, um aus Griechenland herauszukommen. Entweder zurück mit der Fähre nach Italien und von dort mit dem Hochgeschwindigkeitszug „Freccia Rossa“ nach Norden düsen, oder mit der Bahn einen Haken fahren und über die Türkei in Richtung Norden. Beides waren keine sehr gute Alternativen. Also entschieden wir uns dazu, einfach mal in Richtung Idomeni an die mazedonische Grenze zu fahren. Irgendwie wird es schon weiter gehen. Am Hauptbahnhof in Thessaloniki kauften wir uns zwei Bustickets nach Gevgelija. Das ist der Grenzort auf der mazedonischen Seite. Kostenpunkt 8 Euro pro Person. Der Zugverkehr in diese Richtung war zu dieser Zeit (April 2016) leider komplett lahmgelegt.
Wir hatten ein paar Stunden Aufenthalt in Thessaloniki und machten einen Spaziergang zur Gedenkstätte Zeitenlik. Das ist ein grosser Militärfriedhof der Alliierten aus dem 1. Weltkrieg. Hier liegen Serben, Franzosen, Engländer, Italiener und Russen. Die Soldaten sind an der Salonica Front im Kampf gegen Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien gefallen. Zusammengezählt ergibt das mehr als 20 tausend Grabdenkmäler.
In Gevgelija angekommen checkten wir dann in einem Casino Hotel ein. Das Grenzgebiet zwischen Griechenland und Mazedonien wird auch als das Las Vegas Europas bezeichnet, aber das ist nun wirklich etwas übertrieben. Für die Griechen ist eine kurze Auszeit im Nachbarland einfach unglaublich günstig. Schon für ein paar wenige Euro kann man sich am Spielautomaten vergnügen. Die wirtschaftliche Situation in dem kleinen Land ist katastrophal, wie uns die Taxifahrer erzählten. Eine Fahrt kostet nur 2 bis 3 Euro, je nachdem wie hart man verhandeln möchte bei dem Preis. Übrigens, die Taxifahrer in Mazedonien sind absolute Gentlemen, sie halfen Marion immer in ihren schweren Rucksack, was bisher nirgendwo auf der Welt geschehen ist.
Von Gevgelija nach Skopje
Wiedermal sollte es weiter gehen und wieder mal gab es keinen Zug. Immer wenn wir danach fragten, hieß es entsetzt und kopfschüttelnd: „No, don´t take the train. It´s very bad“. Manchmal gab es neben dem Kopfschütteln auch Schmunzeln oder kleine Lachanfälle. Am Schluss kam jedoch heraus, das die Züge bzw. der Zug in Mazedonien nicht nur in sehr schlechtem Zustand ist, sondern dass er überhaupt nicht mehr in Betrieb ist, weil er wohl völlig zerstört ist. Glücklicherweise ist das Bus fahren im Balkan sehr günstig und wir konnten die Zusatzkosten verschmerzen.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn du in Griechenland bist, dann sag bitte nicht, dass du nach Mazedonien fährst. Die Griechen sind dann nämlich sofort beleidigt und schalten auf Durchzug. Sie sind mit der Namensgebung des Landes nicht einverstanden, weil es in Griechenland auch eine Region namens Mazedonien gibt. Sie wollen auf keinen Fall, das es eine Verbindung zum Staat Mazedonien gib. Das muss man nicht verstehen, aber so lassen sich Probleme vermeiden. Der Staat Mazedonien heisst für die Griechen FYROM (Former Yugoslav Republic of Macedonia) und so solltet ihr das Land in Griechenland auch benennen.
Skopje
In Skopje angekommen erzählt uns ein aufgeregter Taxi Fahrer von der schlimmen politischen Lage im Land. Wir kamen nur wenige Tage nach Beginn der „Colourful Revolution“ in die Stadt. Sämtliche Regierungsbehörden und Denkmäler wurden mit Farbbomben beworfen und sahen auch dementsprechend aus. Abgesehen davon ist die Innenstadt richtig hübsch und erinnert an eine kleine Märchenwelt mit vielen Wasserspielen, Brunnen, Skulpturen und bunten Lichtern. Am Flussufer ertönt klassische Musik aus den Lautsprechern. Es gibt auch ein altes historisches muslimisches Viertel, in dem man Tee trinken und orientalischen Flair genießen kann. Wir hatten hier leider nicht viel Zeit, aber wir möchten unbedingt noch mal zurückkommen.
Die Augen der Löwenstatue wurden während einer Demo der „Colourful Revolution“ mit roter Farbe bemalt.
Im modernen Zentrum von Skopje steht eine grosse Statue von Alexander dem Grossen.
Blick von der anderen Seite des Flusses. Die Wohnwägen sind Unterkünfte der Bauarbeiter.
Das National Museum von Mazedonien. Leider fehlte uns aber die Zeit um dieses zu besuchen.
Das Gate Macedonia mit Spuren der „Colourful Revolution“
Ausschnitt aus der lokalen Tageszeitung
In der ganzen Stadt sind wunderschöne Brunnen und Statuen zu finden.
Bei unserer kurzen Tour durch die Stadt sind wir auch in das historische, muslimisch geprägte Viertel gekommen. In Mazedonien gibt es übrigens einen muslimischen Anteil der Bevölkerung von 40%.
Unsere Unterkunft in Skopje
Wir hatten ein Zimmer in einer Wohnung für drei Parteien im „Hostel 42“. Es war sehr angenehm und der Inhaber war ein sehr netter und hilfsbereiter Mann. Egal, welche Frage man ihm stellte, er versuchte sie immer zu beantworten. Zur Not auch mithilfe mehrerer Telefonate. Als wir ins Badezimmer gingen, gab es ein Problem mit dem Licht und plötzlich knallte es laut und der Strom war weg. Obwohl es Sonntagabend war, kümmerte unser Gastgeber sich sofort um die Behebung des Problems und ließ einen Elektriker kommen. Wir würden jederzeit wieder dort übernachten.
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Auch Abends ist es sehr schön im Zentrum mit unterschiedlichen Lichtern und Wasserspielen.
Alexander der Grosse.
Abseits des modernen Zentrums bröckelt aber die Fassade.
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Das ist echt eine spannende Geschichte. Da habt ihr echt was erlebt!